Säureattacken – Angriff auf das Innerste der Seele
Seit 1999 wurden in Bangladesh beinahe 3000 Säureattacken registriert, die meisten von ihnen auf Frauen und Kinder. In der Regel sind die Angreifer Ehemänner oder Angehörige der Familie. Die meisten Opfer überleben. Die Folgen des Angriffs aber begleiten sie ein Leben lang.
Oft passiert es auf offener Straße. Eine Frau geht einkaufen, bringt die Kinder in die Schule oder geht spazieren. Dann erscheint der in der Regel männliche Angreifer wie aus dem Nichts und schüttet dem Opfer das ätzende Gift ins Gesicht. Die Verbrennungen arbeiten sich in Sekundenschnelle bis zu den Knochen durch. Zurück bleibt nicht nur ein äußerlich für immer entstellter Mensch. Die psychischen Folgen dieser heimtückischen Attacken wiegen schwer – in nicht wenigen Fällen führen sie zum Tod durch Selbstmord.
Perfide Angriffe auf die Selbstbestimmung
Nicht nur in Bangladesh kommt es zu Säureangriffen. In vielen Ländern Südasiens, aber auch vermehrt in Kolumbien greifen Ehemänner oder deren Angehörige Frauen und Kinder mit Säure an. Die Taten lassen sich dabei nicht auf eine Ethnie oder Religion beschränken. In den meisten Fällen handelt es sich vor allem um eins: Einen Angriff auf die Selbstbestimmung der Frau. „Es hat den Effekt, der Frau grundlegende Rechte wie wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand, politische Teilhabe, Selbsterfüllung und Selbstwert zu verweigern,“ liest man auf der Webseite der Acid Survivors Foundation (Stiftung für Überlebende von Säureattacken) , die sich seit 1999 in Pakistan für die Opfer einsetzt.
So ist die Großzahl der Angriffe von diesen Faktoren motiviert: Bestrafung für eine nicht angemessene Mitgift, Eifersucht, Wut über sexuelle Zurückweisung, Streitigkeiten innerhalb der Familie, Scheidungswünsche von Seiten der Frau usw. Obwohl, zumindest in Bangladesh, eine Säureattacke inzwischen mit dem Tod bestraft werden kann und die Zahl der Angriffe durch die Arbeit entsprechender Organisationen zurückgeht, gibt es regelmäßig neue Opfer. Die Säure ist leicht zu erhalten und kostet nur wenige Cent. Die Webseite der Acid Survivor Foundation berichtet von drei neuen Attacken im Dezember, allein in Bangladesh. Lange nicht jede Attacke wird rechtlich geahndet.
Hilfe für die Opfer
Inzwischen sind mehrere Organisationen damit beschäftigt, sich mit der Situation auseinanderzusetzen – auch präventiv. Es geht um juristische Rahmenbestimmungen und um Bewusstseinsbildung. In Regionen, in denen Säureattacken weiterhin im Trend liegen, müssen Aufklärungskampagnen stattfinden. Es müssen Kompetenzen aufgebaut werden, die Gewaltakte mit Säure verhindern, bevor sie passieren. Organisationen wie die Acid Survivor Foundation oder auch die Smiles-Better-Kampagne setzen sich explizit dafür ein.
Doch für die Oper von bereits vollzogenen Attacken kommt die Präventionsarbeit zu spät. Für sie geht es darum, mit der Tat und mit den Folgen zu leben. Das Trauma sitzt tief. Die Opfer sind gekennzeichnet, häufig sozial isoliert und akut selbstmordgefährdet. Die Säure zerfrisst nicht nur organisches Gewebe, sondern auch das Selbstwertgefühl der Opfer. Beides lässt sich nach einer solchen Erfahrung nur bedingt wiederherstellen. Doch ein steigendes Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft führt nicht nur zu gezielter Hilfe und Prävention, sondern ermöglicht den Opfern auch, ihre Angst vor öffentlicher Bloßstellung Schritt für Schritt abzubauen.
Rekonstruktion und psychologische Betreuung
Es ist nicht einfach den Opfern ins Gesicht zu schauen. Ein Leben lang werden sie Narben tragen, die sie und alle anderen um sie herum an die Säureattacke erinnern. Die zuständigen Organisationen arbeiten mit Partnern zusammen, die sich um die medizinische und psychologische Versorgung der Opfer kümmern. Insgesamt werden trotz der sinken Angriffszahlen, weltweit etwa 1000 durch Säureattacken entstellte Menschen behandelt. Ein Netzwerk von freiwillig arbeitenden plastischen Chirurgen, Verbrennungsspezialisten und Pflegepersonal versorgen die Opfer.
Auch arbeiten Berater und Psychologen vor Ort, um Ärzte und Therapeuten entsprechend zu schulen. Es bedarf ganzheitlicher Hilfe, Erfahrung, Empathie und – vor allem – viel Zeit, um die Lebensqualität der Opfer annähernd wiederherzustellen. Es sind viele Operationen nötig, die nicht nur die unerträglichen Schmerzen lindern. Die ästhetische Wiederherstellung des Gesichts erfordert höchste Präzision, Fachkompetenz und Geduld. Dabei ermöglicht diese Arbeit nicht nur ein besseres Leben für die Opfer, sondern macht auch auf die Missstände aufmerksam, die solcherlei Gewaltakte überhaupt ermöglichen.
Säureattacken: Die Beethoven-Klinik bittet um ihre Unterstützung
Aus all diesen Gründen bittet die Beethoven-Klinik Sie um Ihre Unterstützung. Helfen Sie den vielen Professionellen und Freiwilligen bei Ihrer wichtigen Arbeit. Gerade zu Weihnachten wollen wir an jene denken, die leiden und an die, die sich unermüdlich für sie einsetzen.
UNICEF arbeitet eng mit den spezialisierten Organisationen zusammen. Klicken Sie auf den folgenden Link und spenden Sie, um Säureattacken in der Zukunft zu vermeiden und den Opfern zu helfen!
https://www.unicef.de/spenden/jetzt-spenden
Die Beethoven Klinik bedankt sich für Ihre Hilfe und wünscht Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden ein besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und ein gesundes Jahr 2016.
Ihr Georgios Hristopoulos,
Chefarzt Plastische Chirurgie in der Beethoven Klinik
Ihre Christina von der Chevallerie
Fachärztin für Dermatologie und Allergologie