Ein Blick in die Geschichte: Von der ersten Brustvergrößerung bis heute
Die Brustvergrößerung gehört zu den beliebtesten Eingriffen der plastisch-ästhetischen Chirurgie, allein in Deutschland entscheiden sich jedes Jahr 15 bis 20 Tausend Frauen für eine Brustvergrößerung mit Implantaten. In den meisten Fällen fühlen sich die Frauen wohl mit Ihrer neuen Oberweite und Komplikationen bleiben aus. Denn die Brustvergrößerung ist heute ein weitgehend sicherer Eingriff. Doch bis hierhin war es ein langer Weg.
Lesen Sie in diesem Artikel mehr zur Geschichte der Brustvergrößerung, von der ersten Brustvergrößerung bis zur Entwicklung moderner Implantate.
Frauen, die heutzutage über eine Brustvergrößerung nachdenken, haben gute Gründe, sich Ihren Wunsch nach einer volleren Brust erfüllen zu wollen. Und eine Brustvergrößerung ist heute machbarer als je zuvor, und zwar auf allen Ebenen. Es gibt zahlreiche gut ausgebildete Chirurgen, eine ganze Palette an Implantaten, alternative OP-Methoden zur Brustvergrößerung ohne Implantat und auch die Finanzierung kann in den meisten Fällen problemlos geleistet werden. Zudem wurden plastische Operationen weitgehend von ihrem Tabu befreit.
Die Brustvergrößerung ist also zugänglicher als je zuvor. Und unsere digitale Ära macht es uns leicht, umfangreiche Informationen und den passenden Arzt zu finden.
Doch stellen Sie sich einen Moment vor, dass all dies noch gar nicht sehr lange selbstverständlich ist. Frauen, die sich vor 100, 50 oder auch 20 Jahren den Wunsch nach einer größeren Brust erfüllen wollten, stießen auf viele Hindernisse – und nahmen oft nicht geringe gesundheitliche Risiken in Kauf.
Das Schönheitsdeal der vollen Brust
Eine volle, runde Brust ist heute Teil des weiblichen Schönheitsideal, auch wenn die kleine Brust ebenfalls wieder im Trend liegt. Doch wird der Busen nicht zwangsläufig in allen Kulturen idealisiert.
Auch in Europa wurde die Brust erst in der Renaissance als wichtigster Körperteil des weiblichen Körpers stilisiert. Zu dieser Zeit war die Medizin natürlich noch lange nicht auf dem Stand, eine Vergrößerung der Brust vornehmen zu können.
Zunächst sprang also die Mode ein und dachte sich allerlei Tricks aus, wie sich Frauen, die nicht von Natur aus mit einem vollen Dekolleté gesegnet waren, eine größere Brust zaubern konnten. Es begann beim Korsett, welches die Taille schmälerte, die Brust nach oben drückte und verantwortlich war für unzählige Schwindelattacken des „schwachen“ Geschlechts. Hinzu kamen Stoffeinlagen, mit denen der Brustbereich ausgepolstert wurde bis schließlich der moderne Push UP-BH entwickelt wurde.
Doch eine dauerhafte Lösung bietet natürlich kein Kleidungsstück und so begann mit der Weiterentwicklung der Chirurgie auch die Suche nach Möglichkeiten, die weibliche Brust zu vergrößern oder aufzubauen.
Die erste Brustvergrößerung fand noch im 19. Jahrhundert statt
Die erste Brustvergrößerung – oder der Versuch einer solchen – wurde bereits im Jahre 1895 von dem deutschen Arzt und Chirurgen Vinzenz Czerny durchgeführt. Der 1842 in Böhmen geborene Czerny studierte in Prag und Wien und übernahm 1877 den Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität Heidelberg. Als Chirurg arbeitete er vor allem an der Speiseröhre, dem Magen und Urogenitaltrakt und er leistete Pionierarbeit im Bereich der gynäkologisch-operativen Eingriffe sowie bei der Behandlung von Krebspatient*innen.
Bei der von ihm durchgeführten ersten Brustvergrößerung ging es auch nicht um eine Vergrößerung der Brust aus ästhetischen Gründen. Czerny versuchte, bei einer Krebspatientin eine neue Brust zu rekonstruieren, da Ihre Brust zuvor komplett amputiert werden musste.
Da 1895 noch keine Implantate zur Verfügung standen, nutzte Czerny ein körpereigenes Lipom (eine gutartige Fettgeschwulst) und versuchte, es zu einer Brust zu formen.
Doch der Versuch blieb erfolglos, die Durchblutung des implantierten Fetts blieb unzureichend.
Nach der erfolglosen ersten Brustvergrößerung wurde mit verschiedenen Materialien experimentiert
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein, versuchten es die Ärzte dann mit verschiedenen Substanzen, um die weibliche Brust zu vergrößern. Wer die Liste der Materialien heute liest, dem stehen die Haare zu Berge und man fragt sich, welche Frau sich auf solche Experimente einließ. Unter anderem wurden Bienenwachs, Elfenbein, Rinderknorpel, Ivalon-Schwämme, Wolle, Gummi oder Glaskugeln implantiert – erfolglos und mit teils schwerwiegenden Komplikationen für die beteiligten Frauen.
Bereits früh kam die Idee auf, kein Implantat zu nutzen, sondern der Brust mithilfe von Injektionen zu mehr Fülle zu verhelfen, wie bei der heutigen Brustvergrößerung mit Eigenfett. Auch hier gab es verschiedene Experimente, unter anderem mit Speiseöl, Lanolin, Paraffin und flüssigem Silikon. Die gesundheitlichen Folgen waren auch hier nicht unerheblich. Es bildeten sich Entzündungen und in einigen Fällen musste die Brust komplett amputiert werden, da das Gewebe verklumpte.
Silikon als Material zur Brustvergrößerung wurde vermutlich erstmals in Japan genutzt
Die Injektion von flüssigem Silikon war von den genutzten Materialien scheinbar noch am erfolgreichsten. Es wird davon ausgegangen, dass Prostituierte in Japan es sich in die Brüste injizierten, um für die amerikanischen Soldaten attraktiver zu wirken.
Doch bis zur ersten Brustvergrößerung, die erfolgreich von einem Chirurgen durchgeführt wurde, vergingen knapp weitere zwei Jahrzehnte.
Die erste Brustvergrößerung mit Silikonimplantat
Neue Errungenschaften im Bereich der synthetischen Kunststoffe und die Erforschung der Eigenschaften von Silikon sorgten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dafür, dass sich auch für die Brustvergrößerung neue Möglichkeiten eröffneten.
Die beiden Chirurgen Thomas Cronin und Frank Gerow arbeiteten seit 1961 an der Entwicklung eines Silikonimplantats. Das Implantat sollte von der Dow Corning Company vertrieben werden. Es bestand aus einer äußeren Membran und war mit einem Silikonöl gefüllt. Der Aufbau des Implantats was dabei von Bluttransfusionsbeutel sinspiriert, die damals eine wichtige medizinische Neuheit waren.
Die erste Brustvergrößerung mit den entwickelten Silikonimplantaten erfolgte dann im Jahr 1962. Das Implantat wurde über dem Brustmuskel implantiert und die Operation war erfolgreich.
Im Jahr 1963 wurde das von Cronin und Gerow entwickelte Implantat auf den US-amerikanischen Markt gebracht und die Brustvergrößerung war damit eine Möglichkeit für alle Frauen in Amerika.
Fast zeitgleich fand in Frankreich die erste Brustvergrößerung mit einem mit Kochsalz gefüllten Implantat statt.
Silikon im Verdacht
Die Dow Corning Company war die erste Firma, die in den Vereinigten Staaten professionell Silikonimplantate herstellte und vertrieb. Doch 20 Jahre nach dem Start der Implantate auf dem Markt wurde Dow Corning von Hunderten von Frauen verklagt.
Zunehmend tauchten Verdachtsmomente auf, dass die implantierten Silikonimplantate gesundheitlich nicht unbedenklich sein könnten. Es wurde vermutet, dass durch einen Produktionsfehler die Implantate auslaufen könnten und das in den Körper ausgetretene Silikon Autoimmunerkrankungen und andere Gesundheitsschäden verursachen könnte.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA verbot schließlich mit Silikongel gefüllte Brustimplantate aufgrund des erhöhten Risikos von Auslaufgefahr und Kapselfibrosenkontrakturen. Die Risiken wurden in Studien zu diesem Zeitpunkt jedoch nie belegt. In Europa blieben Silikonimplantate weiterhin frei verkäuflich.
Alternative Implantatfüllungen
Weitere Alternativen zum Silikonimplantat wurden erprobt, darunter mir Sojaöl und Hydrogel. Sojaölimplantate waren in Europa kurze Zeit erlaubt.
Doch auch die ökologisch und gesundheitlich vermeintlich unbedenklichen Sojaölimplantate hielten dem Praxistest nicht lange stand und wurden 1999 bereits wieder vom Markt genommen und vom Hersteller zurückgerufen. Die Implanate konnten ranzig werden, riechen und beim Auslaufen ebenfalls gesundheitliche Schäden verursachen. Der Hersteller beugte Klagen damit vor, dass er den betroffenen Frauen vorsorglich eine Explantation und Ersatzimplantate zahlte.
Auch bei den Hydrogelimplantaten konnte nicht nachgewiesen werden, dass keine gesundheitlichen Komplikationen durch das Material oder seine Abbauprodukten entstehen und so wurden sie 2000 ebenfalls vom Markt genommen.
Die Weiterentwicklung der Silikonimplantate
Auch befeuert durch das Verbot der Silikonimplantate in den USA, wurden in den 1980er und 1990er Jahren weitere Verbesserungen der Implantate vorgenommen.
Die Silikonimplantate erhielten eine dickere, Silizium-verstärkte Kapselummantelung und seit 1992 herrschten strengere Fertigungsnormen. Seit 1993 schließlich wurde für die Füllung dann kohäsives Silikongel verwendet.
Zudem waren die Silikonimplantate formstabiler und es gab die Wahl zwischen runden und tropfenförmigen Implantaten, so dass der Brust tatsächlich die gewünschte Form gegeben werden konnte. Auch glatte und texturierte Oberflächen wurden entwickelt.
Silikonimplantate sind sicher
Seit 2001 sind Silikonimplantate TÜV-geprüft und 2006 wurden sie auch in den USA wieder von der FDA zugelassen.
Nachdem Wissenschaft und Wirtschaft in umfassenden Studien nachweisen konnten, dass moderne Silikonimplantate sicher für Brustvergrößerungen eingesetzt werden können, sind sie fast überall auf der Welt wieder erhältlich. In Europa gilt neben der TÜV-Prüfung auch die CE-Zertifizierung, welche bestätigt, dass alle Anforderungen zum Gesundheitsschutz, der Sicherheit und Umweltschutz eingehalten werden.
Damit ist die Brustvergrößerung mit Implantat erst seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts eine „sichere Sache“ – mehr als ein Jahrhundert nach der ersten Brustvergrößerung.
Alternative zur Brustvergrößerung mit Implantat
Trotz der Sicherheit der heutigen Silikonimplantate fühlen sich viele Frauen besser, wenn sie keinen Fremdkörper in der Brust haben. Zum Glück gab es auch bei der Brustvergrößerung ohne Implantat am Beginn des 21. Jahrhunderts den Durchbruch.
Seit etwa 2005 wurde verstärkt auch wieder an einer Alternative zur Brustvergrößerung mit Implantat geforscht. Doch erst seit 2009 konnten die Schwierigkeiten bei einer Brustvergrößerung mit Eigenfett gelöst werden. Zuvor scheiterte die Implantation von Eigenfett in die Brust lange an den Details des Eingriffs. Das Fett musste steril gesammelt werden, die Aufbereitung und Abfüllung des Fetts bereiteten Probleme. Auch die Durchblutung und so das langfristige Verbleiben des injizierten Fetts ist mittlerweile gelöst nachdem in der Aufarbeitung die enthaltenen Stammzellen angereichert werden.
Und so kann heute jede Frau wählen, was sie möchte. Eine Brustvergrößerung mit Implantat, bei der Form und Größe sicher sind. Oder eine Brustvergrößerung mit Eigenfett, die die Brust moderat aufbaut und moduliert, dafür aber ohne Implantat auskommt.
Seit der ersten Brustvergrößerung war es ein weiter Weg – doch der Einsatz der Mediziner hat sich gelohnt.