Schluss mit den Vorurteilen – Lipödem oder Übergewicht: Wie Sie ein Lipödem erkennen und behandeln können

“Wer an Übergewicht leidet, sollte abnehmen” – das meinen viele. Doch nicht jede, die als “dick” verurteilt wird, wiegt einfach nur zu viel. Auch ein Lipödem kann verantwortlich für eine Gewichtszunahme sein. In der breiten Öffentlichkeit sind weder die Erkrankung noch Möglichkeiten der Lipödem-Behandlung sonderlich bekannt.
Wie Sie erkennen, ob Sie an einem Lipödem leiden und welche Wechselwirkungen zwischen Gewichtszunahme oder Adipositas und der schmerzhaften und unverschuldeten Fettverteilungsstörung auftreten können, lesen Sie im Folgenden.

Das Lipödem ist als Fettverteilungsstörung eine Erkrankung, von der hauptsächlich – biologisch gesprochen – Frauen betroffen sind. Die krankhafte Veränderung zeigt sich optisch vor allem durch vermehrte Fettzellen (Hyperplasie), die immer größer werden (Hypertrophie). Weil sich die betroffenen Körperbereiche sich immens vervielfachen können, liegt die Verwechslungsgefahr eines Lipödems mit Übergewicht auf der Hand. Damit wird man den Beschwerden der Betroffenen aber nicht gerecht.

Lipödem nicht Übergewicht

Lipödem oder Übergewicht: Wie erkennen Sie, dass tatsächlich ein Lipödem vorliegt

Eine vorurteilsbehaftete Lesart von übergewichtigen Frauen betrifft nicht nur einen großen Teil der Bevölkerung. Auch von medizinischem Personal werden sogenannte Reiterhosen oder auch Säulenbeine oft nicht als Lipödem erkannt.

Daneben ist die Diagnose eines Lipödems bei normalgewichtigen und schlanken Frauen gar noch schwieriger. Auch bei Ihnen kann eine Lipödem-Behandlung von Nöten sein. Das gleiche gilt für die Anfangsstadien des Lipödems: Wenn die Schmerzen und Beschwerden noch nicht so fortgeschritten sind, dann ist es noch unwahrscheinlicher die Erkrankung rechtzeitig zu erkennen.

Aus welchen Gründen sich ein Lipödem überhaupt bildet, ist übrigens noch nicht eindeutig geklärt.

Diagnose Lipödem in Abgrenzung zu Übergewicht

Die Abgrenzung von Übergewicht zum Lipödem ist nicht immer ganz leicht. Unspezifische und sich ähnelnde Symptome erschweren die Diagnose. Bestimmte Leiden haben einen negativen Impact auf den Alltag der Betroffenen, dazu können folgende gehören:

  • Schmerzen an den von Lipödem betroffenen Körperstellen
  • Druckempfindlichkeit beim Lipödem
  • Gefühl von Schwere in den Armen und Beinen
  • Kälteempfinden
  • Neigung zu blauen Flecken
  • Mobilitätseinschränkungen
  • Schwierigkeiten bei der Kleiderwahl
  • durch soziale Isolation, den Kontrollverlust über den eigenen Körper und das Unverständnis des Umfelds der Erkrankung gegenüber können sich auch psychische Belastungen bemerkbar machen

Ein Merkmal zur Differenzierung der Diagnose, also um Übergewicht von Lipödem diagnostisch zu unterscheiden und es auszuschließen ist, ist der Versuch einer Gewichtsreduktion. Denn, Übergewicht wird oft durch Abnehmen von Gewicht und durch ausreichende und gezielte Bewegung behandelt. Ein Lipödem aber kann auf diese Weise, weder durch Sport noch durch Diät, nicht verschwinden. Lediglich die Liposuktion bei Lipödem bewirkt, dass die Fettzellen nachhaltig entfernt werden.

Lipödem und Übergewicht gefährden auch die mentale Gesundheit

Einige Beschwerden treffen sowohl auf Übergewicht als auch auf Lipödem zu: Die somatischen Begleiterscheinungen resultieren dabei bei beiden Erkrankungen aus der Körperfülle. Die Einschränkungen in der Beweglichkeit und die Schwierigkeiten, etwas Passendes zum Anziehen zu finden, wirken auf die Psyche.

Insofern stellen verschiedene krankheitsbedingte Aspekte eine Herausforderung für die mentale Gesundheit dar. Neben der eingeschränkten Mobilität werden Lipödemkämpferinnen und/oder Übergewichtige oft Opfer von Fat Shaming und Body Shaming.
Ohnehin existiert in der Welt einiger Menschen der Unterschied zwischen Lipödem und Übergewicht nicht. Damit sind auf der einen Seite tendenziell negative Reaktionen von außen benannt.

Hinzu kommt auf der anderen Seite oft die “innere Dimension”, die durch die Unzufriedenheit über das eigene Aussehen gekennzeichnet ist. Sich selbst als Opfer von Fat Shaming vor Angriffen zu schützen und trotz Lipödem “von innen” ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, ist eine Leistung.

Schließlich ist das körperliche Leiden bei einem Lipödem eine Dauerbelastung. Wer sich oft körperlich schlecht fühlt, hat es viel schwerer, eine innere Balance zu finden und sich mental gesund zu halten. Entscheidend ist stets auch, welche Haltung und Beziehung man zur eigenen Körperfülle einnimmt oder hat. Dazu zählt die eigene Bereitschaft nach Lösungen zu suchen, um körperlichen Beschwerden auf den Grund zu gehen.

Lipödem mit oder ohne Übergewicht

Zahlreiche Tests, um ein Lipödem zu erkennen

Abgesehen von der Ausschlussdiagnose Übergewicht wenden die LIPOCURA®-Spezialisten für das Lipödem in der Beethoven Klinik eine Reihe von Methoden an, um die Diagnose zu treffen. Zum Einsatz kommt dabei:

  • ein Kneiftest im betroffenen Areal
  • ein Abtasten des Körperbereichs
  • eine Ultraschall-Untersuchung, um die Fettdicke zu messen und damit einen genauen OP-Plan erstellen zu können
  • Überprüfung, ob ein Stemmersches Zeichen vorliegt
  • Klärung der Symptomatik durch die Patientin, u.a. des Münchner Lipödem Score (MLS) von LIPOCURA®
  • Zuhilfenahme der Werte über das Körpergewicht, nicht mit Hilfe des Body-Mass Index (BMI), sondern anhand der sogenannten Waist-to-hip-ratio

Während ein Lipödem diagnostiziert wird, wird dieses gleichzeitig von einer Lipohypertrophie abgegrenzt.

Unabhängig vom Lipödem – Übergewicht und Adipositas behandeln

Oft neigen Menschen dazu, andere übergewichtige Menschen dazu zu ermutigen zu wollen, “endlich” Gewicht zu verlieren.

Tatsächlich stellt ein in Relation mit der Körpergröße hohes Körpergewicht in vielfacher Hinsicht ein gesundheitliches Risiko dar. Das gilt noch mehr für extrem hohes Körpergewicht (Adipositas) als für leichtes, mittleres Übergewicht. Allerdings erleben übergewichtige Menschen oft, dass Ihnen mit Vorurteilen begegnet wird. Der Umgang mit dem eigenen Körpergewicht ist immer noch auch eine persönliche Entscheidung, die es zu akzeptieren gilt.

Stellenwert der Fettabsaugung bei Übergewicht

Bei Übergewicht besteht unter Umständen die Möglichkeit eine Fettabsaugung (Liposuktion) vornehmen zu lassen. Dies muss der behandelnde Arzt klären. Schließlich ist in der Regel bei starkem Übergewicht zunächst eine Gewichtsreduktion nötig, bevor eine erfolgreiche Liposuktion durchgeführt werden kann.

Der Vorteil der Methode der Liposuktion besteht darin, dass die abgesaugten Fettzellen nicht mehr nachwachsen. Die wohl häufigste Frage von Patientinnen ist verständlicherweise, ob ein Lipödem nach der OP wieder kommen kann.

Im Idealfall geht eine Fettabsaugung einer ausgeprägten Adipositas mit einem gesunden Lebensstil einher. Damit sind eine ausgewogene Ernährung und sportlicher Aktivitäten gemeint. Sie können einige Tipps für die Zeit nach der Fettabsaugung befolgen, damit der Behandlungserfolg von Dauer ist.

 

Übergewicht – ein Symptom des Lipödems?

Ein Lipödem kann nicht durch Übergewicht entstehen. Deshalb verschwindet es durch Gewichtsabnahme und Sport nicht einfach. Auch schlanke und normalgewichtige Personen können vom Lipödem betroffen sein. Umgekehrt ist auch ein schlechter Lebensstil mit Junk-Food & Co. nicht der Grund für ein Lipödem.

Die unkontrollierte Veränderung des Fettgewebes kann bei bestehender Adipositas den Krankheitsverlauf des Lipödems zusätzlich negativ beeinflussen. Übergewicht kann gleichzeitig und begleitend zu einem Lipödem existieren.

Mögliche Wechselwirkungen von Übergewicht und Lipödem

Bei manchen Lipödem-Patientinnen besteht ein Zusammenhang mit starkem Übergewicht. Dabei kann die Erkrankung des Übergewichts die Beschwerden des Lipödems verschlimmern.

Auch um Übergewicht vom Lipödem abzugrenzen, wenden die Lipödem-Spezialisten von LIPOCURA® zur Identifizierung der Erkrankung mehrere Diagnoseverfahren in Kombination an.

Über- oder normalgewichtig – wenn das Lipödem einmal erkannt ist …

Ein Lipödem kann unabhängig vom Gewicht der Patientin behandelt werden.Dabei umfasst eine gelungene Lipödem-Behandlung weiter mehr therapeutische Aspekte und Teilschritte als eine separate Lipödem-OP.  In unserem Blog können Sie auch lesen, warum die Lipödem-Behandlung mehr als eine Fettabsaugung ist.

Wenn also die Diagnose Lipödem einmal gestellt ist, kann die Behandlung beginnen:

  • unter anderem mit konservativen Methoden wie Physiotherapie, Manuelle Lymphdrainage, um die Symptome zu lindern.
  • durch eine Ernährungsumstellung; Insbesondere ketogene Ernährung hat sich diesbezüglich bewährt.
  • mit Hilfe der Tipps vom LIPOCOACH® zum Selbstmanagement und vom LIPOPHYSIO® zu Ernährung und Sport

Das Lipödem an sich kann jedoch nur mit der operativen Therapie, der Liposuktion bei Lipödem, entfernt werden. Auch bei dieser können Sie auf eine eingehende Betreuung durch LIPOCURA® zählen.

Anette Görg

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